Grundbildungsangebote vernetzen, individuelle Kompetenzen stärken
Das Verbundprojekt Grundbildungsangebote vernetzen, individuelle Kompetenzen stärken - GrubiKomNRW wurde von Arbeit und Leben NRW im August 2024 zusammen mit dem Landesverband der Volkshochschulen von NRW e.V. und dem Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft e.V. gestartet. GrubiKomNRW bildet im Ruhrgebiet in den Kommunen Oberhausen und Herten mit assoziierten Partnern tragfähige Grundbildungsnetzwerke aus und entwickelt Strategien und Konzepte zur Vernetzung und Kooperation der am Vorhaben beteiligten Volkshochschulen mit anderen Organisationen und Unternehmen. Im Fokus liegt dabei die Abstimmung regionaler Grundbildungspfade, die vor allem der Beschäftigungssicherung und der Qualifizierung von Fachkräften dienen sollen.
Hintergrund
Jeder achte Erwachsene in Deutschland weist erhebliche Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben auf. Ein weiteres Drittel erreicht nicht die Lese- und Schreibkompetenzen, die mit dem Ende der Grundschule erlangt werden sollten. Die Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung (AlphaDekade) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat zum Ziel, das Grundbildungsniveau der Bevölkerung zu erhöhen. Geringe Literalität betrifft nicht nur die individuelle Lebenswelt der Menschen, sondern ebenso die Arbeitswelt, da etwa zwei Drittel der Betroffenen in Beschäftigungsverhältnissen stehen. GrubiKomNRW wird, als Vorhaben der AlphaDekade, unter diesen Vorzeichen im Ruhrgebiet mit den beiden Kommunen Herten und Oberhausen in bereits bestehenden Strukturen Grundbildungsnetzwerke ausbilden und exemplarisch zielgruppenspezifische Grundbildungspfade entwickeln.
Vorhaben
Gemeinsam mit assoziierten Partnern und weiteren Akteur*innen werden in Herten und Oberhausen entlang dieser Grundbildungspfade passgenaue Beratungs- und Bildungsangebote für Menschen mit Grundbildungsbedarfen entwickelt. Zudem werden Konzepte zur Vernetzung etabliert, um die am Vorhaben beteiligten Organisationen und Unternehmen zusammen zu bringen. Innerhalb der kommunalen Bildungslandschaft wird hierzu mit Partner*innen der Arbeitsförderung, der Beruflichen Bildung und mit Unternehmen kooperiert. Über diesen Weg lassen sich Angebotslücken identifizieren und in der Folge schließen. So nehmen bspw. in den Integrationskursen in Herten viele Jugendliche ohne (anerkannten) Schulabschluss teil. vhs-Mitarbeitende informieren die jungen Menschen im ersten Schritt zu den Möglichkeiten eines Schulabschlusses über den Zweiten Bildungsweg (ZBW). Danach könnte eine berufliche Qualifizierung in Kooperation mit einem Bildungsträger oder einem ortsansässigen Ausbildungsbetrieb folgen. Für den Knotenpunkt Oberhausen wurde eine andere Zielgruppe gewählt, die im Folgenden erläutert wird.
Regionaler Schwerpunkt Oberhausen
Der Fokus des kommunalen Engagements innerhalb des Verbundrahmens liegt für Arbeit und Leben NRW in Oberhausen. Hier ist das Regionalbüro von Arbeit und Leben vor Ort neben der Volkshochschule Oberhausen der wesentliche Projektpartner. Aus den Erfahrungen der arbeitsorientierten Grundbildung mit der Zielgruppe der Frauen in erzieherischen Hilfsberufen, dem aktuellen Fachkräftemangel in diesem Bereich und des großen Zuzugs von Frauen aus der Partnerstadt Saporischschja, wurde sich vor Ort für eine spezifische Zielgruppe entschieden: vorrangig Frauen mit Migrationshintergrund in pädagogischen Berufsfeldern, etwa in der Erziehung und in offenen Ganztagsschulen, sowie der Pflege.
Als Kooperationspartner vor Ort konnten bislang das Jobcenter und die Agentur für Arbeit Oberhausen gewonnen werden, dazu die Caritas Oberhausen, die Ruhrwerkstatt, die Kurbel (ZIB, Bildungsoffensive), die katholische Familien- und Erwachsenenbildung, das Kommunale Integrationszentrum, die Oberhausener Wirtschafts- und Tourismusförderung und das Zentrum für Ausbildung und Qualifizierung (ZAQ). Und unser Netzwerk wächst weiter.
Zielsetzung
Das übergeordnete Ziel des Projektes GrubiKomNRW ist es, Anschlussperspektiven in arbeitsweltliche Kontexte zu ermöglichen. Die modellhaften Grundbildungspfade werden in beiden Kommunen für spezifische Zielgruppen entwickelt und erprobt.
In Oberhausen stehen primär un- bzw. angelernte Beschäftigte im Fokus, insbesondere Frauen mit Zuwanderungsgeschichte ohne (anerkannten) Schulabschluss. Die Hinführung in eine berufliche Qualifizierung unterhalb der dualen Berufsausbildung bzw. in eine schulische Ausbildung erfolgt im Sozial- und Gesundheitsbereich.
Ausblick
Das Verbundvorhaben ist angelegt auf die nachhaltige Verstetigung der Projektergebnisse über die Projektlaufzeit hinaus und wird einen Transfer in die allgemeine und berufliche Weiterbildung anderer Regionen und Bundesländer leisten. Darüber hinaus wird die nachhaltige Verstetigung der entwickelten Grundbildungspfade auf Grundlage der Arbeitsmarktinstrumente des SGBII/III und SGBVIII sowie der Förderinstrumente des Weiterbildungsgesetzes NRW angestrebt.
Aus der mit GrubiKomNRW forcierten Verzahnung der vielfältigen Angebote von Volkshochschulen zu einem Grundbildungspfad ergeben sich in den Kommunen neue Chancen im Hinblick auf Integration und Fachkräftegewinnung. Die Ergebnisse des Verbundvorhabens stärken Prozesse des lebensbegleitenden Lernens und bieten angesichts des digitalen, demographischen und ökologischen Wandels individuelle Chancen in Form von Entwicklungsmöglichkeiten.
Das Verbundprojekt GrubiKomNRW wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 2106BGBP gefördert.