Der Name Michael Ballweg dürfte vielen Bundesbürger*innen unfreiwillig ein Begriff sein. Als Kopf der „Querdenken“-Bewegung macht er seit Sommer letzten Jahres auf sich Aufmerksam. Dass es sich bei den „Querdenkern“ um eine massiv heterogene Gruppe handelt, bei der von öko-esoterischen Hippies bis stramm Rechten alles dabei ist, ist inzwischen bekannt. „Querdenken“ versucht deshalb gerne sich als breites Bündnis verschiedener politischer Ausrichtungen darzustellen, betont jedoch stets die eigene verfassungstreue. Wem die Toleranz die „Querdenken“ und Ballweg Rechtspopulisten und Rechtsextremen zeigen nicht reicht, um daran Zweifel zu hegen, bei dem sollten spätesten die Alarmglocken schrillen, wenn sich Michael Ballweg mit lupenreinen Reichsbürgern und Staatsfeinden trifft. Denn mehr Verfassungsfeindlichkeit als das Ablehnen des Staates, um dessen Verfassung es geht, ist kaum möglich. Was aber war passiert?
Aufmerksam auf eine mögliche Verbindung zwischen „Querdenken“ und der Reichsbürgerbewegung wurde die Öffentlichkeit, nachdem Michael Ballweg und andere hochrangige „Querdenker“ letzten Herbst einer Einladung von Peter Fitzek nach Thüringen nachkamen. Wir erinnern uns: Peter Fitzek ist selbsternannter König von Deutschland und hat in seinem „Königreich Deutschland“ erschreckend ausgereifte Parallelstrukturen aufgebaut. Mit diesem Peter Fitzek soll sich also die Spitze der „Querdenken“ Bewegung getroffen haben. Nachdem darüber berichtet wurde, distanzierten sich einige „Querdenker“ von Fitzek, andere verteidigten ihn und seine Ansichten hingegen. Ballweg wich dem Thema meist aus.
Nun könnte man wohlwollend für Ballweg und seine „Querdenker“ argumentieren, sie hätten sich nur einmal mit Fitzek unterhalten wollen und seien danach von ihm abgerückt. Doch die Geschichte hört hier nicht auf.
Vor einigen Wochen gelang es einer Gruppe, die sich als Teil des Hackerkollektivs Anonymous bezeichnet, das ganze System des „Königreichs Deutschland“ zu infiltrieren, es lahmzulegen und eine riesige Menge Daten zu sichern. Dabei fanden sie unter anderem heraus, dass Michael Ballweg spätestens seit November 2020 Staatsbürger des „Königreich Deutschland“ ist. Hierbei unterscheidet das „Königreich Deutschland“ zwischen der öffentlichen Staatsangehörigkeit und der geheimen Staatszugehörigkeit. Auf Ballweg trifft Letzteres zu. Die Mails auf die das Hackerkollektiv zugreifen konnte, stellen vor allem den Schriftverkehr zwischen einzelnen Organisatoren des „Königreiches“ da. Hier fanden sie auch heraus, dass Ballweg ein Konto bei der „Gemeinwohlkasse“ des „Königreiches“ besitzt. Die gewaltige Summe die er dort angelegt hat beträgt 20 Euro.
Zu Ballwegs Verteidigung sei hier gesagt, dass die Staatszugehörigkeit auch temporär erklärt werden kann, erst die Staatsangehörigkeit macht einen grundsätzlich zu einem Bürger von Fitzeks „Königreich“. Die Staatszugehörigkeit wird allerdings auch per Urkunde dokumentiert, an Ballwegs Exemplar sind die Hacker ebenfalls gelangt. Durch die Staatszugehörigkeit bekundet Ballweg seine Sympathie und Unterstützung, ohne öffentlich als Teil von Fitzeks Netzwerk aufzutreten. Das ist für Letzteren sehr attraktiv, kann er so seinen Einfluss ausbauen, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Durch so ein „Einstiegsprogramm“ könnten außerdem Interessierte angelockt werden, die man dann enger an sich binden möchte.
Christa-Maria Ellenberger und Alexander Benecke sind ebenfalls Mitglieder des inneren Kreises von „Querdenken“. Auch sie sind Staatszugehörige des Königreiches Deutschland geworden und auch sie haben ein Konto in der „Gemeinwohlkasse“.
Anonymous fand noch viel mehr Mails und Dokumente, diese hier alle zu erläutern, würde den Rahmen sprengen. Ein Link zu den Veröffentlichungen ist für interessierte Leser*innen am Ende des Beitrags zu finden.
Bleibt abschließend zu fragen: Was sagen uns diese Entdeckungen über Michael Ballweg? Auch wenn er vielleicht noch kein richtiger Reichsbürger ist, so lehnt er deren Ideologie und Fanatismus nicht ab. Ganz im Gegenteil er ist bereit mit Reichsbürgern zu kooperieren. Was er sich davon verspricht bleibt sein Geheimnis, allerdings dürfte es seinem Anliegen in der Öffentlichkeit als verfassungstreu zu erscheinen nicht dienlich sein. Wenn auch bisher keine großflächige Ausbreitung der Reichsbürgerideologie auf „Querdenken“ bekannt ist, so ist dies aber auf jeden Fall eine Entwicklung die besorgt. Sollte Peter Fitzek es schaffen seinen Einfluss auf „Querdenken“ zu vergrößern, könnte das sein „Königreich“ deutlich stärken. Allein aufgrund der inneren Zerrissenheit von „Querdenken“ dürfte diese Gefahr allerdings vorher als gering eingeschätzt werden. Es ist nur zu hoffen, dass das so bleibt.
Hier geht es zu den gesammelten Entdeckungen von Anonymous.