Am 09.09.2020 fand das vierte Fachgespräch Politische Bildung und Grundbildung statt. Inhaltlich knüpfte das Team von BasisKomPlus NRW damit an das Fachgespräch im November 2019 an, in dessen Rahmen diskutiert wurde, wie Bildungsinstitutionen auf Meinungsmache und Manipulation via YouTube und andere Social-Media-Plattformen reagieren sollen und können – und inwiefern politische Grundbildungskonzepte diese Herausforderung ebenfalls aufgreifen könnten. Im abschließenden Fachgespräch sollte deshalb die Implementierung zentraler Inhalte und Kompetenzen kritischer Medienbildung in Grundbildungsformate in Augenschein genommen werden:
· Ausgangssituation: Die LEO-Studie 2018 zeigt, dass Literalität und digitale Kompetenzen stark miteinander korrelieren. Gering literalisierte Personen besitzen dementsprechend einen besonderen Bedarf an Medienbildung. Zugleich wird das Internet immer wichtiger für alle Bereiche des Privat- und Berufslebens.
· Medienbildung erschöpft sich nicht nur darin, die Handhabbarkeit moderner digitaler Medien zu erlernen, sondern beinhaltet auch mindestens zwei kritische Elemente: Einerseits die Beurteilung von persönlichen Nutzungspraxen im Internet, etwa hinsichtlich Datensicherheit, andererseits die Beurteilung der Glaubwürdigkeit einer Quelle respektive der Richtigkeit und Vernünftigkeit politisch-weltanschaulicher Inhalte und Positionen im Internet.
· Der mündige Umgang mit digitalen Medien ist mittlerweile ein notwendiger Bestandteil der Partizipation an öffentlichen Diskursen und vielen Aspekten unserer Gesellschaft – insofern gehört die Schulung kritischer Urteilskraft zur Beurteilung von Praxen, Aussagen und Positionen im Internet mit zur politischen Grundbildung hinzu. Dies gilt umso mehr, wenn es um die Prävention gegen ideologisches und verschwörungsmythisches Denken sowie weitere Gefahren für die individuelle politische Mündigkeit geht, die teilweise durch das Internet verstärkt werden.
· Aufgrund der Erfahrung mit arbeitsorientierten Grundbildungsangeboten und deren Gelingensbedingungen liegt es nahe, politische Bildung und damit auch die Vermittlung von Grundkompetenzen kritischer Medienbildung mit arbeitsorientierten Formaten zu verbinden. Allerdings ergeben sich hier spezifische Hürden, allein bereits durch die Arbeitgeberseite: Während die Vermittlung und Förderung von Kenntnissen wie Lesen, Schreiben und Rechnen für die Arbeitsanforderungen der meisten Erwerbstätigen zweckmäßig und deshalb im Sinne der Arbeitgeberseite ist, ist diese Passung bei politischer Grundbildung und kritischer Medienbildung nicht von vornherein gegeben.
Die Erarbeitung konkreter Konzepte und Formate politischer Grundbildung – inklusive der Bestimmung der spezifischen zu vermittelnden Kenntnisse und Kompetenzen, die auch und gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Wichtigkeit digitaler Medien ausgewählte Elemente kritischer Medienbildung beinhalten müssen – und die Diskussion ihrer realistischen Anschlussfähigkeit an den Arbeitsplatz als Lernort wird von Arbeit und Leben NRW perspektivisch im Rahmen zukünftiger Veranstaltungsformate weitergeführt.
Im Folgenden finden sich die Ergebnisprotokolle der bisherigen politischen Fachgespräche:
Erstes politisches Fachgespräch 02.05.2018 - Was ist politische Grundbildung
Zweites politisches Fachgespräch 31.01.2019 - Was ist gute Praxis politischer Grundbildung
Drittes politisches Fachgespräch 07.11.2019 - Medienkompetenz und politische Bildung
Viertes politisches Fachgespräch 09.09.2020 - Kritische Medienbildung
Fünftes politisches Fachgespräch 26.05.2021 - Politische Grundbildung in der Praxis
Mit Blick auf unsere Reihe der Fachgespräche Politische Bildung und Grundbildung NRW möchten wir außerdem auf den Sammelband des Projekts BasisKomPlus (Link) aufmerksam machen, der hier (Link) frei als PDF heruntergeladen werden kann, und in dem sich mit dem Beitrag „5.4 Politik endet nicht am Werkstor. Perspektiven politischer Grundbildung“ (S. 173-182) eine Aufbereitung der Motive, Inhalte und Perspektiven der ersten vier Fachgespräche findet.