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Selbstdenken in der offenen Gesellschaft

Kontakt

Gabriela Schmitt
Bildungsreferentin
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Mobil: 0160-90192784
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Maximilian Hanka
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Telefon: 0211 - 938 00 34
Mobil: 0151 - 5755 0010
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Patrick Varney
Bildungsreferent
Email: varney@arbeitundleben.nrw
Telefon: 0211 - 938 00 23
Mobil: 0171-9746583
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Was kann Kant zur politischen Bildung beitragen?

Unser Innovationsprojekt Selbstdenken in der offenen Gesellschaft entwickelt bis zum Jahresende 2025 einen Methodenkoffer mit Formaten, Hilfsmitteln und Hintergrundinformationen für den Einsatz in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Unsere Zielgruppe sind vor allem Bildner*innen in Volkshochschulen und (Berufs-)Schulen, die den Methodenkoffer in Zukunft mit Gewinn nutzen können. Thematisch geht es uns um das Problem des „Selbstdenkens“ und dessen individueller wie gesellschaftlicher Relevanz.

Aussagen wie diese sind zunehmend populär:

„Du glaubst auch unkritisch alles, was man Dir sagt!“

„Informier Dich mal selbstständig!“

„Ich glaube ja nicht mehr, was die Mainstream-Medien sagen, sondern informiere mich alternativ.“

„Das ist halt meine Meinung, die mir keiner absprechen kann und die ich auch nicht rechtfertigen muss.“

„Was zählt, sind nicht Deine Bücher und Medien, sondern einzig die Schule des Lebens! Also ich hab ja die Erfahrung gemacht, dass …“

„Die Leute denken ja gar nicht selbst nach, sondern laufen nur den Populisten hinterher.“

„Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“

„Schlafschaf!“

Was diese Aussagen gemeinsam haben ist, dass sie anderen Menschen „Selbstdenken“ absprechen und dies zugleich typischerweise für sich selbst reklamieren: Es sind stets „die Anderen“, die „unkritisch“ sind. Es ist leicht zu sehen, dass dieses Motiv mit zunehmender Popularität gefährlich für unser demokratisches Zusammenleben ist, denn es setzt in der Praxis die Parteinahme über den Austausch von Argumenten, verhindert Diskurse und vertieft gesellschaftliche Gräben.

Dabei ist zugleich meist völlig unklar, was es bedeuten soll, dass jemand nun angeblich „kritisch“ oder „unkritisch“ ist und „Selbstdenken“ praktiziert, oder eben nicht.

Unser Projekt

Unser Projekt „Selbstdenken in der offenen Gesellschaft“ im Rahmen des NRW Innovationsfonds nähert sich dieser Herausforderung durch einen Rückgriff auf Immanuel Kant, der sich bereits 1784 in seinem berühmten Essay Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? mit der Frage auseinandersetzte, was sinnvollerweise unter „Selbstdenken“ verstanden werden kann. Und obwohl Kant unsere aktuelle Debatte – über die Vertrauenswürdigkeit von Quellen, Social Media, Fake News, Medienkritik, Desinformationen, Wissenschaftsskepsis, Verschwörungstheorien und gesellschaftliche Spaltung – nicht kennen konnte, liefert er fruchtbare Impulse dazu, wie wir auch heute die Forderung nach „Selbstdenken“ konstruktiv verstehen können.

Hier setzt unser Projekt an: Ausgehend von der Überzeugung, dass es sowohl sinnvolle als auch problematische Forderungen nach „Selbstdenken“ gibt, entwickeln wir Formate und Formatfragmente unterschiedlichen Umfangs, die in der etablierten Jugend- und Erwachsenenbildung eingesetzt werden können, um zu aktuellen Auseinandersetzungen über „Selbstdenken“ und „kritisch sein“ vs. „unkritisch sein“ sensibilisieren, um in diesem Rahmen sinnvolle von problematischen Forderungen zu trennen, Letztere mit nachvollziehbaren Argumenten zurückweisen zu können und die Relevanz solcher Auseinandersetzungen für unser demokratisches Zusammenleben zu verstehen.

Jeder Mensch will „kritisch“ – und nicht „unkritisch“ – sein und für sich reklamieren, „selbst“ zu denken – statt blind bestimmten Narrativen, Quellen oder Personen zu folgen.

Unser Produkt

Das Besondere am Projekt ist die interdisziplinäre Aufbereitung des Themas „Selbstdenken“ aus philosophischer, mediendidaktischer und pädagogischer Sicht. Das Projekt fördert den reflektierten Umgang mit aktuellen Diskursen, stärkt den Dialog und die aktive Beteiligung an der offenen Gesellschaft.

Wir kooperieren mit Volkshochschulen und Berufsschulen, um zum Jahresende 2025 einen Werkzeugkasten fertig zu stellen, der sowohl frei digital erhältlich als auch bei uns ausleihbar sein wird. Dieser Werkzeugkasten wird zielgruppengerechte Bildungs- und Diskussionsformate beinhalten, sowie alle Hilfsmittel und Methoden, die zur Nutzung dieser Formate in der Jugend- und Erwachsenenbildung nötig sind. Das Ziel dieser Formate ist dementsprechend die Vermittlung von Kriterien, Hilfsmitteln und Anregungen, um die erwähnten Diskurse und Motive sowie eigene Positionierungen hierzu mündiger einschätzen zu können.

Bei der Erarbeitung unseres Werkzeugkastens setzen wir auf die konstruktive Zusammenarbeit mit Expert*innen aus der Jugend- und Erwachsenenbildung: Falls Sie Interesse an unserem Produkt haben, würden wir uns freuen. Und falls Sie an dem Entstehungsprozess unserer im Werkzeugkasten versammelten Formate mitwirken wollen – umso besser! Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme.

 

Das Projekt „Selbstdenken in der offenen Gesellschaft“ wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des NRW-Innovationsfonds gefördert.