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Wir trauern um Walter Haas

Unser langjähriger Vorsitzender und Ehrenmitglied Walter Haas ist am 14. April 2022 im Alter von 81 Jahren verstorben. Mehr als 40 Jahre hat er Arbeit und Leben in unterschiedlichen Funktionen begleitet und nachhaltig geprägt.

Walter Haas war Gewerkschafter durch und durch. In das Arbeitsleben stieg er 1955 mit einer Ausbildung zum Maschinenschlosser ein und wurde im gleichen Jahr auch Mitglied der IG Metall. Als Jugendvertreter und Betriebsrat engagierte er sich fortan für die Kolleg*innen und mit viel Engagement sowie Lust, seinen Horizont zu erweitern, wechselte er zunächst als Bundesjugendsekretär in die Hauptamtlichkeit und stieg letztendlich bis zum DGB-Bezirksvorsitzenden in Nordrhein-Westfalen auf. Die Solidarität mit den Beschäftigten verkörperte er auf all seinen Stationen authentisch.

 

Im Jahr 1979 wurde Haas stellvertretender DGB-Landesbezirksvorsitzender und kurze Zeit später, am 16. Mai 1979, zum Vorsitzenden von Arbeit und Leben NRW gewählt. In dieser Funktion gestaltete er die Arbeit des Vereins bis 2006 maßgeblich mit. Als Vorstandsmitglied des Bundesarbeitskreises Arbeit und Leben und Vorsitzender des Ausschusses für internationale Arbeit prägte er darüber hinaus auch die Arbeit des Verbands. Bis zuletzt blieb Haas Arbeit und Leben NRW als Ehrenmitglied eng verbunden, verpasste keine Mitgliederversammlung und war immer bestens über aktuelle Entwicklungen informiert.

 

Walter Haas war ein Mann der Bildung, seine Herzensangelegenheiten waren dabei Weiterbildung und Chancengleichheit. Die Entwicklung des Weiterbildungsgesetz hat er stets eng begleitet und der Kampf um einen Anspruch auf Bildungsurlaub für Arbeitnehmer*innen fand mit der Verabschiedung des Arbeitnehmerweiterbildungsgesetzes Anfang der1980er Jahren einen erfolgreichen Abschluss. Der konsequente Einsatz für die Stärkung der Weiterbildung entsprang nicht zuletzt seiner eigenen Vita. Bereits in jungen Jahren wurde sein Bewusstsein für die historische Verantwortung Deutschlands nachhaltig geprägt und der Stellenwert historisch-politischer Bildung erlebt.

 

Walter Haas war einer der Pioniere des deutsch-israelischen Gewerkschaftsaustauschs. Als junger Ehrenamtlicher war er 1961 zum ersten Mal mit einer Gewerkschaftsdelegation in Israel. Diese Begegnung hat ihn sein ganzes Leben lang geprägt. Die 1974 geschlossene Partnerschaft des nordrhein-westfälischen DGB mit der Histadrut und mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft füllte er auch als Vorsitzender von Arbeit und Leben NRW über Jahrzehnte hinweg mit Leben. Ein Satz aus seiner Eröffnungsrede für die Wanderausstellung zu Oneg Schabbat – dem Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos – bringt am besten zum Ausdruck wie er fühlte, dachte und handelte: „Als ich zum ersten Mal mit den Zeugnissen konfrontiert wurde, bewegten sie mich so sehr, dass ich versuchte, alles daran zu setzen, diese Dokumente nach NRW zu holen.“

 

Wir werden Walter Haas schmerzlich vermissen. Als Kollegen, der in der Zusammenarbeit immer gleichermaßen engagiert, pragmatisch an der Sache orientiert und zwischenmenschlich unkompliziert war.

 

Mit großer Dankbarkeit und Trauer nehmen wir Abschied und werden ihn stets in Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen, den engsten Freunden und langjährigen Wegbegleiter*innen.

Walter Haas 2016 bei der Überreichung der Ehrenurkunde zu 50 Jahren Mitgliedschaft bei der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die er als Ehrenmitglied von Arbeit und Leben NRW stellvertretend für die Einrichtung entgegennahm.