An mehreren Standorten haben wir gemeinsam mit dem DGB, ver.di, Faire Integration, Faire Mobilität, der Technologieberatungsstelle (TBS), dem Bündnis „Fair Fahren“ und weiteren sozial engagierten Kooperationspartnern und Politiker*innen den Fokus auf die Situation von Amazon-Kurierfahrer*innen und LKW-Fahrer*innen gelegt. In Essen, Dortmund, Duisburg, Mönchengladbach, Köln, Oelde und Düsseldorf konnten wir mehrere tausend Kurierfahrer*innen und LKW-Fahrer*innen – überwiegend Angestellte bei Subunternehmern von Amazon – erreichen, sie über ihre Arbeitsrechte informieren und Flyer mit unserem kostenlosen Beratungsangebot verteilen.
Bereits am ersten Tag bei den Aktionen in Essen und Dortmund gab es viel Resonanz: Menschen aus Bulgarien, Rumänien, der Türkei, Syrien, dem Iran, der Ukraine, Kirgisistan, Weißrussland zeigten sich aufgeschlossen und bedankten sich für unsere Unterstützung und Solidarität: Sie sind in ihrem Kampf für ihre Arbeitsrechte nicht alleine! In Dortmund wurde unsere gemeinsame Aktion auch von Anja Piel, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des DGB, unterstützt.
Bei den Aktionen, die sich an osteuropäische LKW-Fahrer*innen richteten (Standorte in Dortmund, Oelde, Mönchengladbach), haben wir diese ebenfalls über die kostenlose Unterstützung unserer Beratungsstellen aufgeklärt und sie auf ihr Recht hingewiesen, für ihre Arbeit in Deutschland auch den gesetzlichen deutschen Mindestlohn einzufordern, was rückwirkend für drei Jahre möglich ist. Das war fast allen unbekannt, denn sie haben einen Arbeitsvertrag mit einem ausländischen Arbeitgeber und bekommen oft nur den Mindestlohn ihres Herkunftslandes (oder dem ihres Arbeitgebers) sowie einen Spesenbeitrag, so dass sie in der Regel immer unter dem deutschen Mindestlohn von derzeit 9,60 Euro brutto liegen. Einmal mehr haben wir bei den Menschen Unsicherheit und Angst vor dem Jobverlust gespürt bei der Vorstellung, gegen ihren Arbeitgeber vorzugehen oder einfach nur den deutschen Mindestlohn einzufordern. Fehlende Parkmöglichkeiten sowie sanitäre Anlagen und Aufenthaltsräume waren ebenfalls wichtige Themen.
Bei unseren Amazon-Aktionen in Essen, Duisburg, Köln und Düsseldorf haben wir hoch gestresste Kurierfahrer*innen erlebt, die wir mit Flyermaterialien über unsere Unterstützungsangebote informierten. Im Gegensatz zu den Aktionen in Essen, Duisburg und Düsseldorf, wo wir mit einer oder zwei Personen aus der Security an der Ein- bzw. Ausfahrt unsere Aktionen abstimmen und ohne Probleme unsere Arbeit machen konnten, haben am Standort in Köln (teilweise bis zu sieben!) Security-Beschäftigte und Vorarbeiter*innen für eine verhältnismäßig angespannte Atmosphäre gesorgt, in der die Kurierfahrer*innen offensichtlich Angst hatten, ein paar Worte mit uns zu wechseln und Flyer mitzunehmen. Die Menschen erzählten uns von täglichen Touren, die aufgrund der sehr hohen Paketzahl „nicht machbar“ seien, über nicht vergütete Überstunden und ein System von täglichen Druck, Angst und Übermüdung.
Unser Ziel im Projekt "Arbeitnehmerfreizügigkeit fair gestalten" war es, während der Amazon-Aktionswoche mit so vielen Beschäftigten wie möglich zu sprechen, ihnen unsere Unterstützung anzubieten und Mut zu machen, für ihre Rechte zu kämpfen. Die Gespräche mit den Menschen bestätigten die seit langem bekannten ausbeuterischen Zustände in dieser Branche und enthüllten die immer wieder „innovativen“ Praktiken von Arbeitgebern und Subunternehmern, um den Mindestlohn zu umgehen. Zudem sind die überlangen Arbeitszeiten familienfeindlich! Alle Beteiligten an den bundesweiten Amazon-Aktionen fordern, dass Amazon mehr Verantwortung übernimmt, die Menschen direkt anstellt und ihre Arbeitsbedingungen verbessert! Denn bisher herrscht ein System der organisierten Verantwortungslosigkeit, dem die Beschäftigten weitgehend schutzlos ausgeliefert sind.
Neben der WDR-Lokalzeit berichteten auch die Rheinische Post, die NRZ, sowie die Ddorf-Aktuell - Internetzeitung Düsseldorf über die Aktion in Düsseldorf.
Hier zum WDR-Bericht über unsere Aktion in Köln am 3. September.
Weitere Eindrücke der Kolleg*innen von #FaireIntegration
https://www.facebook.com/Faire.Integration.BUND/posts/1118560178675785