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Themen

Projektkoordinatorin





Nadine Müller
Verwaltung
Email: mueller@arbeitundleben.nrw
Telefon: 0211 - 938 00 31
Mobil: 0151-65236875
Fax: 0211 - 938 00 28

Interkulturelle Kompetenzen

Interkulturelle Seminare

Interkulturelle Seminare werden seit einigen Jahren in Fortbildungsreihen angeboten: Diese sowie Diversity (Vielfalt) Trainings, transkulturelle Seminare oder Antidiskriminierungsberatung können häufig als Äquivalente verstanden werden, bei denen nicht unbedingt unterschiedliche Inhalte und Zielsetzungen bestehen. Diversity Trainings und interkulturelle Seminare haben für Betriebe und Behörden unter anderem zum Ziel, eine produktivere Atmosphäre, Arbeitszufriedenheit und erhöhte Kundenorientierung zu erreichen.

Wir verwenden für unsere Arbeit den Begriff der „Interkulturelle Kompetenzentwicklung“: Hierunter verstehen wir einen Prozess des Lebenslangen Lernens, den alle bewältigen müssen. Zum Teil kann die kritische Auseinandersetzung mit über Generationen weitergetragenen und verinnerlichten Bildern schwierig sein und mitunter Blockaden hervorrufen. Doch gerade das Entstehen von (inneren) Konflikten in der Reflexion und Auseinandersetzung in der Gruppe dient der interkulturellen Kompetenzentwicklung.

Interkulturelle Kompetenzen

Was beispielsweise als interkulturelle Kompetenz verstanden wird, hielt im Februar 2020 eine Gruppe von Seminarteilnehmenden der Gemeindeverwaltung Hüllhorst wie folgt fest.

Kurzdefinition des IQ Netzwerks: Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, mit Menschen unterschiedlicher kultureller Orientierung zur beidseitigen Zufriedenheit zu interagieren.

Die kulturelle Brille - eine Erklärung

Jeder Mensch sieht seine Umwelt, seine Mitmenschen und sich selbst durch die Brille der kulturellen Prägung. Die kulturelle Brille filtert alle Informationen und erstellt eine individuelle innere Landkarte. Unsere Filter sind geprägt durch unsere Erfahrungen, durch Traditionen, durch Bilder, die wir erzählt bekommen haben – durch unsere „Kultur“. Ein solch statischer Kulturbegriff verleitet jedoch dazu, Kulturen zu stark als homogene Gemeinschaften wahrzunehmen und ihre innere Vielfalt zu vernachlässigen.  Diese Interpretation steckt bereits im Bild der starren Brille: Tatsächlich sind Kulturen jedoch veränderbar und auch unser Blick auf sie ist es durch Lebenslanges Lernen.

Vielfaltsdimensionen – eine Übung

  • Vielfalt ist mehr als Ethnie und Nationalität.
  • Wir sind alle vielfältig.

Übung: Versuche dich in den verschiedenen Kategorien einzuordnen. Zu welchen Gruppen gehörst du? Wie ist deine aktuelle Situation? Bedeuten dir die Zugehörigkeiten alle gleich viel, sind dir diese immer bewusst?

Schubladendenken - eine Erklärung

Indem wir den ersten Blick auf eine Person werfen, werden Schubladen geöffnet wie: Geschlecht, Alter, Hautfarbe, Kleidung, Aussehen, Mimik, etc. Und je nachdem welche Schubladen gefüllt werden, reagieren wir anders, sprechen wir die Person unterschiedlich an oder stellen der bestimmten Schublade entsprechende Fragen. Zum Beispiel würden sich die meisten Menschen zufriedengeben, wenn eine weiße Person auf die Frage: „Wo kommst du her?“, „Duisburg“ antwortet. Einer nicht weißen Person kann es passieren, dass dieses Privileg abgesprochen wird und sie gefragt wird: „Wo kommst du eigentlich her?“. Dies passiert, da für viele weiße Menschen die Schublade „nicht weiße Hautfarbe“ ein anderes Herkunftsland als Deutschland suggeriert.

Ein anderes Beispiel ist: ein junger Mensch wird bei einem Bewerbungsverfahren nicht eingeladen, da ihm aufgrund seines Alters keine Erfahrung zugesprochen wird. Eine ältere Bewerberin wird nicht eingeladen, da ihr keine IT-Kenntnisse zugetraut werden. Ohne die Personen und ihre tatsächlichen Fähigkeiten zu kennen wirken die Schubladen zu alt / zu jung zum Nachteil derer, die mit einem Vorurteil behaftet werden.

Wir sehen, dass unser Denken in Schubladen uns täuschen kann. Vorurteilslos ohne Schubladen zu denken, ist jedoch nicht möglich. Daher plädieren wir dafür, dass wir uns diesen Vorgang bewusst machen! Niemand ist frei von Vorurteilen und Fehleinschätzungen. Dabei müssen wir jedoch bereit sein, unsere Schubladen immer wieder neu zu sortieren, „aufzuräumen“ und unsere gewohnten Denkmuster zu hinterfragen.

Frage: Wurdest du schon mal falsch eingeschätzt? Hast du schon mal jemanden falsch eingeschätzt? Bist du im Leben oft bereit, deinen ersten Eindruck nachträglich zu verändern?

Framing - eine Erklärung

Wirkmacht von Sprache

In unserer Bildung, Erziehung, Kommunikation und in den Medien werden kulturell bedingte Denkmuster verbreitet und selten hinterfragt. Dabei spielt unsere Sprache eine entscheidende Rolle, denn unsere Sprache konstruiert unsere soziale Wirklichkeit. Um Worte zu begreifen, werden im Gehirn Deutungsmuster (Frames) aktiviert. Diese Frames greifen auf unsere Sprache, kulturelle Prägung, Vorerfahrungen etc. zurück. Wörter stehen also nicht für sich da, sondern tragen immer eine Bedeutung mit sich. Das Phänomen der Framing-Methode finden wir bei Begriffen wie Beispiel: Flüchtlings-Welle, Asyl-Tourismus oder Steuer-Last. Medien und Politiker benutzen Frames zum Teil gezielt. Denn egal ob Geflüchtete als Bedrohung wahrgenommen werden, ruft das Gehirn Muster auf, die mit dem Begriff Welle zusammenhängen. Eine große, bedrohliche Welle wird somit unterbewusst mitgedacht. Frames sind nicht generell manipulativ, sondern ein natürlicher Bestandteil unserer Sprache. Da wir jedoch Frames nicht widerstehen können und sie automatisch aktiviert werden, besteht die erste Aufgabe darin, anzuerkennen, dass Sprache wirkmächtig ist. Erst dann können wir beginnen auf unsere eigene Sprache zu achten.